Ayacucho,
eine Stadt in den peruanischen Anden. Für denjenigen, der die Vorgeschichte nicht kennt, ein Ort, wie man ihn oft in diesem Teil des Landes findet: malerisch gelegen, Plaza Major als Mittelpunkt,
viele Kirchen im spanischen Kolonialstil – eine friedliche Atmosphäre. Das war nicht immer so. Bis zum Anfang der 1990er Jahre war Ayacucho die Hochburg des Leuchtenden Pfads, eine
Terrororganisation, die das Land in einen blutigen Bürgerkrieg stürzte.
Zu dieser Zeit war es unmöglich, auch nur in die Nähe der Andenstadt zu gelangen. Als meine Frau und ich im Jahre 1992 Freunde und Verwandte besuchen
wollten, gab es weder Busse noch Taxis, die bereit waren, uns an unser Ziel zu bringen. Das hat sich zum Glück grundlegend geändert. Heute gibt es gute Flug- und Busverbindungen. Trotzdem findet
man im Vergleich zu den Besuchermagneten Machu Picchu oder Titicacasee hier (noch) nicht die großen Touristenströme.
Die Landschaft ist einzigartig, mich interessieren jedoch mehr die Menschen in ihrem sozialen Umfeld. Die Märkte der Stadt sind in dieser Hinsicht ein El Dorado für den engagierten Fotografen.
Hier verbrachte ich mehrere Tage lang viele Stunden. Anfangs herrscht Zurückhaltung gegenüber dem Gringo, der nicht so recht ins Bild passt. In Begleitung meiner peruanischen Frau ist das Eis
schneller gebrochen. Aber die ist zur Zeit in Deutschland, und beim Fotografieren bin ich lieber allein.
Ich habe Zeit, und dies ist hier ein wichtiger Faktor. Gespräche über die Familie sind bei den Marktfrauen ein guter Einstieg. Während der Unterhaltung wächst meist das Interesse an dem fernen Alemania. Die Neugier ist geweckt, weitere Händlerinnen kommen hinzu. Die ersten gestellten Bilder, ein Lächeln in die
Kamera. Danach die Beobachtung des Markttreibens mit der Kamera. Ab jetzt macht das Fotografieren Spaß.